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„Covid-19 hat uns mitten ins Gastgeberherz getroffen!“

Veranstaltungen wie bisher wird es künftig nicht mehr in gewohnter Form geben, sondern in neuen Settings. Davon ist Gerhard Stübe, Geschäftsführer der Kongresskultur Bregenz GmbH, überzeugt. Im Gespräch blickt er nicht nur auf sein erstes, herausforderndes Jahr als ACB-Präsident und die erste virtuelle Branchentagung Convention4u zurück. Er zeigt auch auf, worin die Herausforderungen und Chancen für die schwergebeutelte Branche liegen, wie das Festspielhaus Bregenz die kommende Veranstaltungssaison meistern will und Besucherinnen und Besucher Events erleben werden.

„Covid-19 hat uns mitten ins Gastgeberherz getroffen!“
© Kongresskultur Bregenz / Anja Köhler

Die Branchentagung Convention4u ist im Juni erstmals als virtuelle Veranstaltung über die Bühne gegangen. Wie ist sie gelaufen?
Es war eine tolle Veranstaltung, sowohl vom Setting her als auch inhaltlich. Stattgefunden hat sie auf einer Studiobühne bei unserem Verbandspartner Steinerlive.com in Niederösterreich, einem Spezialisten für Live-Kommunikation. Wir waren zwanzig Leute vor Ort. Drei Kameras haben uns aufgenommen. 240 Leute hatten sich für die Convention4u angemeldet, die dann online dabei waren, 140 davon durchgehend den ganzen Tag. Sie konnten sich einbringen oder nur zuschauen. Alles hat super funktioniert. Das hat uns bestätigt, dass der vielzitierte hybride Kongress die Veranstaltung der Zukunft ist.

 

Welche Erkenntnisse gab es sonst noch? Wie wird es mit der Branche weitergehen?
„Normale“ Veranstaltungen mit tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird es nicht mehr in gewohnter Form, sondern in neuen Settings geben. Auch dezentrale Kongresse sind denkbar. Gerade im digitalen Bereich hat sich während des Lockdowns viel weiterentwickelt, besonders in den Köpfen der Menschen. Online-Tools ermöglichen, sich als Teil der Community zu fühlen, auch wenn man selbst nicht vor Ort ist. Dazu braucht es eine gute Moderation, dass jeder zu Wort kommt und gehört wird – ein Vorteil gegenüber analogen Treffen, wo oft nur die Lauten durchkommen.


Ich bin allerdings davon überzeugt, dass für bestimmte Veranstaltungen analoge Treffen unersetzbar bleiben. Zum Beispiel, wenn Leute gemeinsam in innovativen Prozessen arbeiten oder wichtige Entscheidungen treffen wollen. Dazu braucht es eine Vertrauensbasis, die Menschen nur im direkten Austausch aufbauen können. Da spielen auch die Gedanken des micelab:bodensee eine große Rolle. Zum Beispiel: Wie kommt man aus der Angst ins Vertrauen? Wie kommt man vom Ich ins Wir – also ins gemeinsame Tun? Und so weiter.

 

Sie sind seit einem Jahr ACB-Präsident. Was waren die Herausforderungen und Meilensteine in dieser außergewöhnlichen Zeit?
Wir haben gesehen, wie wertvoll und wichtig eine Vereinigung wie unser Verband gerade in solchen Zeiten sein kann. Geschäftsstelle und Vorstand haben schnell und effektiv gearbeitet. Regelmäßige virtuelle Meetings mit den Mitgliedern sowie innerhalb des Vorstands waren ebenso auf der Tagesordnung wie Videokonferenzen mit einzelnen Ministerien sowie der Regierungsspitze. Ein weiterer Meilenstein des Verbandsjahres war der Aufbau des Austria Event Pools. Hier haben sich erstmals alle Veranstaltungs-relevanten Branchen zusammengeschlossen wie Veranstaltungshäuser, Agenturen, Veranstaltungsplaner, Technikfirmen oder Convention-Büros. Wie hilfreich eine geeinte Stimme ist, hat sich gerade während der Pandemie und in der Analyse danach gezeigt: Politisch Verantwortliche sind auf unsere Expertise angewiesen. So kommen alle Beteiligten schneller ins Tun. Das ist wichtig, denn Covid-19 hat uns mitten ins Gastgeberherz getroffen. Wir waren die ersten, die zusperren mussten und sind die letzten, die wieder aufmachen dürfen. Konjunkturmaßnahmen werden deshalb bis spät ins kommende Jahr nötig sein. Wir verlieren ein Jahr, das lässt sich nicht aufholen.

 

Wann öffnet das Festspielhaus Bregenz wieder und unter welchen Bedingungen?
Wir hoffen, dass wir ab September einen Teil der geplanten Veranstaltungen durchführen können. Basis dafür ist das Vertrauen der Veranstalter in die Umsetzbarkeit ihrer Veranstaltungen bei uns. Deshalb arbeiten wir intensiv an eigenen Covid-19-Schutzmaßnahmen für das Festspielhaus, welche den Veranstaltern in ihrer Vorbereitung dienlich sein sollen.


Wie wirken sich Covid-19 und die Maßnahmen auf Anfragen und Buchungslage aus?
Wir behandeln alle Anfragen wie bisher, weil wir mit den verschiedenen Räumen im Festspielhaus sehr gut aufgestellt und flexibel sind. Erfreulicher Weise haben wir gleich viele Anfragen wie vor Covid-19. Das liegt auch daran, dass Veranstalter meist bis zu zwei Jahre vorausplanen. Deshalb ist das Haus auch fürs kommende Jahr gut ausgelastet, da die Buchungen schon 2019 erfolgt sind.

 

(pzwei) 23.07.2020

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